Ritterorden

Der erste Ritterorden - Versuch einer Einteilung

Kramt man tief in den Quellen der verschiedenen Ritterorden nach und wälzt Fachliteratur, kommt man immer zu einem Schluss: Die Gründungen liegen teils, wenn nicht sogar ganz im Dunkeln. Man hat häufig Zahlen „ante quem“, will sagen, erste Nennungen des jeweiligen Ordens, versehen mit einem Datum, bei dem man davon ausgehen muss, dass zu diesem Zeitpunkt der Orden schon existiert haben muss. Jedoch werden wir wohl nie erfahren, um welche Uhrzeit sich die Ritter des Tempel des Salomon das erste Mal trafen oder wann die helfenden Hände des Johanniter- oder Lazarusordens das erste Mal geplanter Weise ein Schwert in die Hand nahmen.


Trotzdem sei hier eine Einordnung versucht.

Um 1119 haben wir mit dem Templerorden wahrscheinlich die erste Sonderform des rein kämpferischen Ordens, der aber auch in einer monastischen Gemeinschaft lebte.

Der Lazarusorden gilt als ältester Orden, der zuerst - schon in der Spätantike - begann, in monastischer Gemeinschaft Kranke zu pflegen (Hierzu gibt es zahlreiche Belege aus Jerusalem) und im wahrscheinlich frühen 12. Jahrhundert im kleinen Rahmen militarisiert wurde.

Der Johanniterorden gründete sich später als der Lazarusorden zur Krankenpflege. So nimmt man das Jahr 1048 an, jedoch vollzog sich der Wandel zu einem kämpfenden Orden früher als bei dem oben genannten, jedoch später als beim Templerorden. Somit ist der Johanniterorden auch der erste führsorgende und kämpfende Orden.

Der Deutsche Ritterorden, als der dritte große geistliche Ritterorden, wurde - nach Vorbild der Templer - erst 1190 bei der Belagerung Akkons wim Vorfeld des dritten Kreuzzugs gegründet.

Gesprengt wird die gerade angeführte Einordnung durch einen Orden, der auf Grund der machtpolitischen Bedeutung und seines Aufgabenbereiches, sehr stiefmütterlich behandelt wird.
Der Sitz des Ordens war in Altopascio in Italien und sein Tätigkeitsbereich lag in der Bewachung der Pilgerwege zwischen Lucca und Genua; die päpstliche Approbation erhielt der Orden allerdings erst im Jahre 1239.
So gründete sich im 11. Jahrhundert ein Ritterorden in der nördlichen Toskana, in Altopascio. Die Ritter vom Tau u, wie sie sich nannten, trugen wahrscheinlich einen schwarzen Habit und das Taukreuz, das man vom Benediktinerorden her kennt, also eines ohne nach oben abstehenden Balken. Dieser Orden war monastisch strukturiert und diente zum Schutze der Pilger in Norditalien, aber nicht darüber hinaus, weswegen er nicht die Bedeutung hat, wie die oben angeführten Gemeinschaften.



Sebastian Roth

 

Der Templerorden

Zahllose Mythen, Geschichten und Legenden ranken sich um diesen Orden, da viele die Macht des Ordens, ebenso wie die ihm angedichtete Macht vor Augen haben. Moderne Interpretationen, gerade im Bereich der Belletristik schrecken nicht davor zurück, den ersten Mönchsorden in die Ecke des Okkultismus zu rücken.
Doch hier sei - in diesem äußerst kurzen und somit dürftigen Abriss - das Augenmerk auf die Historie und Bedeutung des Ordens in der Levante gerichtet.
Mit dem Aufruf Papst Urbans II. zum ersten Kreuzzug an einem kleinen, aber umso bedeutenderen Ort Clermont im Jahre 1095 begann eine Episode des gewaltvollen Konflikts zwischen dem lateinischen Abendland und dem muslimischen Orient.
Als dann vier Jahre später dieser Kreuzzug wider aller selbstgelegten Stolpersteine doch die Heilige Stadt Jerusalem eroberte und nach somit erfüllter Pilgerfahrt ein Großteil des Heeres die Heimreise antrat, war guter Rat teuer. Die Kreuzzüge waren kein organisierter Eroberungsfeldzug im Zeichen Gottes, vielmehr wurden die Menschen dazu aufgerufen, eine Pilgerfahrt unter Waffen durchzuführen, um einerseits die Stadt Davids zu befreien und andererseits an den zahlreichen heiligen Stätten für die Vergebung ihrer Sünden zu beten.
Dies beides war 1099 für viele erfüllt und so blieben nur wenige Europäer in Outremer.
Ein neu erobertes Land galt es zu verteidigen und diese Aufgabe fiel in die Hände Gottfrieds von Boullion. Dieser lehnte noch den Titel des Königs von Jerusalem ab, sein jüngerer Bruder Balduin ließ sich schon zum ersten König von Jerusalem krönen. Dieses lateinische Königreich in mitten von muslimischen und orthodoxen Machtblöcken benötigte dringlich ständig verfügbare Truppen.
Hier kommen nun die Templer ins Spiel.
So trafen sich nach der Eroberung der Stadt eine kleine Gruppe weltlicher Ritter, manche Quellen berichten von sieben, manche von neun, unter der Leitung von Hugo von Payens um den Tempel des Salomon als Unterkunft und zu schützender Bereich in Beschlag zu nehmen. Aus diesem Ritterbund entwickelte sich sehr schnell ein Orden, der aber noch bis zum Jahre 1139 auf die endgültige Bestätigung durch den Papst warten musste.
Diese Bruderschaft scharte mit der Zeit immer mehr Mitglieder um sich und so ist es auch nicht verwunderlich, dass schon sehr früh eine systematische Organisation aufgebaut werden musste. Diese ermöglichte es dem Orden, die zahlreichen Schenkungen auf dem europäischen Kontinent und die Schutzaufträge im Heiligen Land zu verwalten und eben auch zu verteidigen.
Hierzu wurde ein, für das Mittelalter sehr untypisches Mittel angewandt. Die normalen Heere des Mittelalters waren einberufene Heere. Ein Herrscher musste erst seine Truppen zusammenrufen und benötigte die Zustimmung der jeweiligen Lehnsherren der einfachen Bevölkerung, die dem Herrscher zwar ebenfalls lehenstreu sein mussten, aber durchaus diese Treue verweigern konnten. (was gerade in deutschen Landen nicht selten vorkam)
Selbst wenn das nicht der Fall war, konnte solch ein Heer erst nach Wochen in Marsch gesetzt werden und dazu schnitt sich ein Fürst ins eigene Fleisch, wenn er den Kriegszug zu lange aufrecht erhielt. Fehlte der Bauer – und das war der Großteil des Heeres – daheim, so konnte das Feld nicht so bestellt werden, wie es nötig war, um eine gute Ernte zu erzielen. Dies bot aber auch für den Herrscher wenn nicht die Lebens-, dann zumindest die Finanzgrundlage, da das Faktum „Bauer im Krieg“ Abgabenausfälle nach sich zog.

Die Truppen der Orden waren hingegen „stehende“ Truppen. Nicht dass sie die ganze Zeit Wache standen, wobei das auch nicht ganz falsch ist. Sie standen ihrem Großmeister, dem Leiter des Ordens, zur Verfügung und konnten somit wesentlich schneller zum Einsatz gebracht werden als die einberufenen Heere. Hinzu kam, dass die Tempelritter eine Art Kriegerkaste darstellten, ihre Aufgabe war es von Anfang an, die Pilger zu schützen. Um diesem Zwecke gerecht zu werden, waren dieses Streiter Gottes ausgebildete „Berufssoldaten“, wobei ihr Sold keineswegs aus Geld bestand, sondern aus göttlichem Wohlwollen und göttlicher Inspiration. Nebenbei wurde vom Orden die Grundversorgung des Kämpfers gewährleistet. So wurde in Statutenbüchern genau festgelegt, was ein Templer zu tragen hatte, in welcher Anzahl die Kleidungsstücke vorhanden sein mussten und welche wenigen Gegenstände er sein Eigen nennen durfte, im Kontrast zu den Dingen, die er vom Orden bekam, sie aber nach seinem Tode oder eines Austrittes aus dem Orden in dem Besitz der Institution verblieb.
Diese „miles christi“, deren Symbol, das rote Kreuz auf weißen Grund, nicht schon von Anfang an festgelegt war, bildeten somit eine Art Urtyp des Ritterordens.
Neben der militärischen Tätigkeit zeichnete sich der Orden durch die Finanzverwaltung aus.
So konnte man in der Zeit der Kreuzzüge in einer Templerkomturei in Akkon Geld abgeben, erhielt dafür eine Bestätigung und konnte eben dieses Geld wieder glücklich in Europa heimgekehrt dort – gegen eine gewisse Bearbeitungsgebühr - abheben. So etwas erinnert den modernen Menschen an eine Bank.

Im frühen 14. Jahrhundert hatte der Orden nicht nur viel Geld, sondern auch zu viel Macht angesammelt und musste den Machtinteressen weltlicher Herrscher, allen voran dem französische König weichen. Die Templer wurden verfolgt, gejagt und schließlich auf den Scheiterhäufen verbrannt. Das Ende des Ordens kann mit dem Jahr 1314 benannt werden.

Die Mythen entstehen in diesem Moment, in dem die ersten Templer auf den Scheiterhäufen brannten. So wird von einigen tradiert, dass viele in den Untergrund gingen, sich, den Orden und auch den Schatz des Ordens im Stillen verbargen, sich in Geheimbünden wie den Freimaurern zusammenzuschließen und nach der Entdeckung und der stetigen Kolonialisierung Amerikas die Gelegenheit auch auf diesen neuen Kontinent überzusiedeln.

Zur Vertiefung in die Templerthematik:
Dizelbacher, Peter: "Die Templer", Freiburg im Breisgau, 2002.



Sebastian Roth

 

Lazarusorden

Der Lazarus-Orden wird offiziell als Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem bezeichnet und ist eine ökumenische Rittergemeinschaft, die im Mittelalter gegründet wurde, um das Christentum zu verteidigen.
Der Leitspruch ist: „Atavis et armis“ (wörtlich: „Mit Ahnen und Waffen“)

Die erste urkundliche Erwähnung des Ordens stammt aus der Zeit Karl des Großen, das „Commemoratorium de Casis dei", in dem das Leprosenhospitz das erste Mal direkt erwähnt wird. Schon vorher gibt es Berichte über eine Bleibe für Leprakranke in Jerusalem, doch die Beweislage ist hier schwierig.
Ludwig XIV. nennt in seiner Deklaration vom April 1664 den Lazarusorden „den ersten militärischen Orden der Kirche, der die Feinde des Glaubens und der christlichen Religion bekämpft". Die Behauptung mag politisch oder symbolisch gemeint sein; stichhaltig ist sie nicht. Der Lazarusorden ist wohl der älteste hospitalische Orden, aber nicht der älteste militärische Orden, da die Umgestaltung langsam voranging und ein Großteil der Ritter aus den anderen Ritterorden stammte. Dies lässt sich so erklären, dass Ordensbrüder, die an Lepra erkrankten, aufgefordert wurden, sich dem Lazarusorden anzuschließen.

Es gibt durch die Kreuzzugszeit hindurch jedoch keinen Bericht, dass ein Johanniterbruder in den Lazarusorden eintrat. Templer jedoch, sowie auch Deutschritter sind nachweisbar.

Faszinierend ist der Bericht über die Schlacht von Montgisard am 25 November 1177.
Hier soll eine Abteilung des Ordens, die auf Grund ihrer vorangeschrittenen Lepra als die „lebenden Toten“ bezeichnet wurden, eine Attacke unternommen haben, mit der sie die Leibgarde Saladins in starke Bedrängnis brachten.

Nach dem Fall Akkons 1291 verlagerten die Lazarener ihren Hauptsitz nach Boigny in Frankreich und durchlebte eine nahtlose aber bewegte Geschichte bis heute.

Als Lesetipp und zur Vertiefung:
Kay Peter JANKRIFT, Leprose als Streiter Gottes. Institutionalisierung und Organisation des Ordens vom Heiligen Lazarus zu Jerusalem von seinen Anfängen bis zum Jahre 1350, Münster 1996.




Sebastian Roth

 

Der Deutsche Orden

Laut Legende wurde der Deutsche Orden während des dritten Kreuzzugs (1189-92) durch Bremer und Lübecker Kaufleute gegründet. Diese landeten 1190 im Heiligen Land und sahen das Elend, in dem sich Kreuzritter und Pilger lebten. Angeblich nähten sie aus ihren Segeln weiße Mäntel mit einem schwarzen Kreuz, und verteilten sie unter den Bedürftigen.

Die erste schriftliche Nennung fällt tatsächlich auf das Jahr 1190, hier wird der Orden der Brüder vom Deutschen Haus Sankt Mariens in Jerusalem das erste Mal während der Belagerung von Akkon erwähnt. Als Spitalorden gehörten ihm jedoch nur Mönche und Unterstützer an, doch bereits 1198 wurde er zu einem Ritterorden umgestaltet und 1221 offiziell von der Kirche in ihre Gemeinschaft aufgenommen. Er stand zu jeder Zeit dem Kaiser nahe, und hatte seinen Aufstieg vor allem den großzügigen Schenkungen der Staufer zu verdanken. Die geistlichen Ordensbrüder verstanden sich äußerst gut auf Diplomatie. Anders als die Templer wurden sie daher lange nicht als Bedrohung für die Großen Europas wahrgenommen.
Der Deutsche Orden verstand sich, wie kein anderer Ritterorden auf Herrschaftsmehrung und Einflussnahme. Neben dem Kampf im Heiligen Land, beteiligten sie sich an allen Grenzen Europas am Kampf gegen die Heiden, und versuchten ihre Machtbasis zu verbreitern. Ihr Schwerpunkt lag hierbei in Polen und im Baltikum, wo sie schließlich zwischen 1230 und 1280 ihr eigenes Territorium gründeten, dort errichteten sie mit der Marienburg 1309 auch ihr neues Hauptquartier.
Die Starre und konservative Ordensstruktur führte jedoch zu Verstimmungen zwischen ihnen, dem beherrschten Volk und ihren Nachbarstaaten Polen-Litauen und Novgorod. Nach einer Blütezeit im 14. Jh. war der Orden im 15. Jh. vom Niedergang geprägt, 1410 verlor er in der Schlacht von Tanneberg beinahe seine gesamte Führungsriege und schließlich 1525 das gesamte Ordensterritorium.
Bezeichnend für den Orden waren die strengen Regeln die den gesamten Tagesablauf und auch Kleidung sowie Besitz regelten. Strikter Gehorsam und Askese bildeten den Kern dieser Regeln. Verstöße wurden mit schweren Disziplinarstrafen geahndet.
Durch seine Rolle im Baltikum wurde und wird der Orden leider oft von Rechtsextremen zur Traditionsbildung herangezogen. Der heute immernoch existierende Deutsche Orden (seit 1918 eine rein geistliche Gemeinschaft) distanziert sich jedoch von derartigen Verbindungen.

Für weitere Recherche:
Deutscher Orden in Franken. Hg.: Boehm, Hans G. Bamberg. 1988
Deutscher Orden 1190 – 2000. Ein Führer durch das Deutschordensmuseum in Bad Mergentheim. Hg.: Trentin-Meyer, Maike. Baunach. 2004
Rolf Fuhrmann: Der Deutschorden. Von Akkon Bis zum Baltikum. Die Armee 1198-1420. Berlin.2008





Sebastian Roth

 

Die Ritter vom Tau

Die Stadt Altopacio in der nördlichen Toskana hält für geschichtsinteressierte Besucher etwas Ungewöhnliches bereit.

Er erfährt man, dass die klassische Einordnung der Ritterorden gesprengt wird

Der Sitz des Ordens war in Altopascio und sein Tätigkeitsbereich lag in der Bewachung der Pilgerwege zwischen Lucca und Genua; die päpstliche Approbation erhielt der Orden allerdings erst im Jahre 1239.
So gründete sich im 11. Jahrhundert ein Ritterorden in der nördlichen Toskana.
Die Ritter vom Tau, wie sie sich nannten, trugen wahrscheinlich einen schwarzen Habit und das Taukreuz, das man vom Benediktinerorden her kennt, also eines ohne nach oben abstehenden Balken. Dieser Orden war monastisch strukturiert und diente zum Schutze der Pilger in Norditalien, aber nicht darüber hinaus, weswegen er nicht die Bedeutung hat, wie die bereits angeführte Gemeinschaften.




Sebastian Roth