Der Templerorden

Zahllose Mythen, Geschichten und Legenden ranken sich um diesen Orden, da viele die Macht des Ordens, ebenso wie die ihm angedichtete Macht vor Augen haben. Moderne Interpretationen, gerade im Bereich der Belletristik schrecken nicht davor zurück, den ersten Mönchsorden in die Ecke des Okkultismus zu rücken.
Doch hier sei - in diesem äußerst kurzen und somit dürftigen Abriss - das Augenmerk auf die Historie und Bedeutung des Ordens in der Levante gerichtet.
Mit dem Aufruf Papst Urbans II. zum ersten Kreuzzug an einem kleinen, aber umso bedeutenderen Ort Clermont im Jahre 1095 begann eine Episode des gewaltvollen Konflikts zwischen dem lateinischen Abendland und dem muslimischen Orient.
Als dann vier Jahre später dieser Kreuzzug wider aller selbstgelegten Stolpersteine doch die Heilige Stadt Jerusalem eroberte und nach somit erfüllter Pilgerfahrt ein Großteil des Heeres die Heimreise antrat, war guter Rat teuer. Die Kreuzzüge waren kein organisierter Eroberungsfeldzug im Zeichen Gottes, vielmehr wurden die Menschen dazu aufgerufen, eine Pilgerfahrt unter Waffen durchzuführen, um einerseits die Stadt Davids zu befreien und andererseits an den zahlreichen heiligen Stätten für die Vergebung ihrer Sünden zu beten.
Dies beides war 1099 für viele erfüllt und so blieben nur wenige Europäer in Outremer.
Ein neu erobertes Land galt es zu verteidigen und diese Aufgabe fiel in die Hände Gottfrieds von Boullion. Dieser lehnte noch den Titel des Königs von Jerusalem ab, sein jüngerer Bruder Balduin ließ sich schon zum ersten König von Jerusalem krönen. Dieses lateinische Königreich in mitten von muslimischen und orthodoxen Machtblöcken benötigte dringlich ständig verfügbare Truppen.
Hier kommen nun die Templer ins Spiel.
So trafen sich nach der Eroberung der Stadt eine kleine Gruppe weltlicher Ritter, manche Quellen berichten von sieben, manche von neun, unter der Leitung von Hugo von Payens um den Tempel des Salomon als Unterkunft und zu schützender Bereich in Beschlag zu nehmen. Aus diesem Ritterbund entwickelte sich sehr schnell ein Orden, der aber noch bis zum Jahre 1139 auf die endgültige Bestätigung durch den Papst warten musste.
Diese Bruderschaft scharte mit der Zeit immer mehr Mitglieder um sich und so ist es auch nicht verwunderlich, dass schon sehr früh eine systematische Organisation aufgebaut werden musste. Diese ermöglichte es dem Orden, die zahlreichen Schenkungen auf dem europäischen Kontinent und die Schutzaufträge im Heiligen Land zu verwalten und eben auch zu verteidigen.
Hierzu wurde ein, für das Mittelalter sehr untypisches Mittel angewandt. Die normalen Heere des Mittelalters waren einberufene Heere. Ein Herrscher musste erst seine Truppen zusammenrufen und benötigte die Zustimmung der jeweiligen Lehnsherren der einfachen Bevölkerung, die dem Herrscher zwar ebenfalls lehenstreu sein mussten, aber durchaus diese Treue verweigern konnten. (was gerade in deutschen Landen nicht selten vorkam)
Selbst wenn das nicht der Fall war, konnte solch ein Heer erst nach Wochen in Marsch gesetzt werden und dazu schnitt sich ein Fürst ins eigene Fleisch, wenn er den Kriegszug zu lange aufrecht erhielt. Fehlte der Bauer – und das war der Großteil des Heeres – daheim, so konnte das Feld nicht so bestellt werden, wie es nötig war, um eine gute Ernte zu erzielen. Dies bot aber auch für den Herrscher wenn nicht die Lebens-, dann zumindest die Finanzgrundlage, da das Faktum „Bauer im Krieg“ Abgabenausfälle nach sich zog.

Die Truppen der Orden waren hingegen „stehende“ Truppen. Nicht dass sie die ganze Zeit Wache standen, wobei das auch nicht ganz falsch ist. Sie standen ihrem Großmeister, dem Leiter des Ordens, zur Verfügung und konnten somit wesentlich schneller zum Einsatz gebracht werden als die einberufenen Heere. Hinzu kam, dass die Tempelritter eine Art Kriegerkaste darstellten, ihre Aufgabe war es von Anfang an, die Pilger zu schützen. Um diesem Zwecke gerecht zu werden, waren dieses Streiter Gottes ausgebildete „Berufssoldaten“, wobei ihr Sold keineswegs aus Geld bestand, sondern aus göttlichem Wohlwollen und göttlicher Inspiration. Nebenbei wurde vom Orden die Grundversorgung des Kämpfers gewährleistet. So wurde in Statutenbüchern genau festgelegt, was ein Templer zu tragen hatte, in welcher Anzahl die Kleidungsstücke vorhanden sein mussten und welche wenigen Gegenstände er sein Eigen nennen durfte, im Kontrast zu den Dingen, die er vom Orden bekam, sie aber nach seinem Tode oder eines Austrittes aus dem Orden in dem Besitz der Institution verblieb.
Diese „miles christi“, deren Symbol, das rote Kreuz auf weißen Grund, nicht schon von Anfang an festgelegt war, bildeten somit eine Art Urtyp des Ritterordens.
Neben der militärischen Tätigkeit zeichnete sich der Orden durch die Finanzverwaltung aus.
So konnte man in der Zeit der Kreuzzüge in einer Templerkomturei in Akkon Geld abgeben, erhielt dafür eine Bestätigung und konnte eben dieses Geld wieder glücklich in Europa heimgekehrt dort – gegen eine gewisse Bearbeitungsgebühr - abheben. So etwas erinnert den modernen Menschen an eine Bank.

Im frühen 14. Jahrhundert hatte der Orden nicht nur viel Geld, sondern auch zu viel Macht angesammelt und musste den Machtinteressen weltlicher Herrscher, allen voran dem französische König weichen. Die Templer wurden verfolgt, gejagt und schließlich auf den Scheiterhäufen verbrannt. Das Ende des Ordens kann mit dem Jahr 1314 benannt werden.

Die Mythen entstehen in diesem Moment, in dem die ersten Templer auf den Scheiterhäufen brannten. So wird von einigen tradiert, dass viele in den Untergrund gingen, sich, den Orden und auch den Schatz des Ordens im Stillen verbargen, sich in Geheimbünden wie den Freimaurern zusammenzuschließen und nach der Entdeckung und der stetigen Kolonialisierung Amerikas die Gelegenheit auch auf diesen neuen Kontinent überzusiedeln.

Zur Vertiefung in die Templerthematik:
Dizelbacher, Peter: "Die Templer", Freiburg im Breisgau, 2002.



Sebastian Roth