Der Deutsche Orden
Laut Legende wurde der Deutsche Orden während des dritten Kreuzzugs (1189-92) durch Bremer und Lübecker Kaufleute gegründet. Diese landeten 1190 im Heiligen Land und sahen das Elend, in dem sich Kreuzritter und Pilger lebten. Angeblich nähten sie aus ihren Segeln weiße Mäntel mit einem schwarzen Kreuz, und verteilten sie unter den Bedürftigen.
Die erste schriftliche Nennung fällt tatsächlich auf das Jahr 1190, hier wird der Orden der Brüder vom Deutschen Haus Sankt Mariens in Jerusalem das erste Mal während der Belagerung von Akkon erwähnt. Als Spitalorden gehörten ihm jedoch nur Mönche und Unterstützer an, doch bereits 1198 wurde er zu einem Ritterorden umgestaltet und 1221 offiziell von der Kirche in ihre Gemeinschaft aufgenommen. Er stand zu jeder Zeit dem Kaiser nahe, und hatte seinen Aufstieg vor allem den großzügigen Schenkungen der Staufer zu verdanken. Die geistlichen Ordensbrüder verstanden sich äußerst gut auf Diplomatie. Anders als die Templer wurden sie daher lange nicht als Bedrohung für die Großen Europas wahrgenommen.
Der Deutsche Orden verstand sich, wie kein anderer Ritterorden auf Herrschaftsmehrung und Einflussnahme. Neben dem Kampf im Heiligen Land, beteiligten sie sich an allen Grenzen Europas am Kampf gegen die Heiden, und versuchten ihre Machtbasis zu verbreitern. Ihr Schwerpunkt lag hierbei in Polen und im Baltikum, wo sie schließlich zwischen 1230 und 1280 ihr eigenes Territorium gründeten, dort errichteten sie mit der Marienburg 1309 auch ihr neues Hauptquartier.
Die Starre und konservative Ordensstruktur führte jedoch zu Verstimmungen zwischen ihnen, dem beherrschten Volk und ihren Nachbarstaaten Polen-Litauen und Novgorod. Nach einer Blütezeit im 14. Jh. war der Orden im 15. Jh. vom Niedergang geprägt, 1410 verlor er in der Schlacht von Tanneberg beinahe seine gesamte Führungsriege und schließlich 1525 das gesamte Ordensterritorium.
Bezeichnend für den Orden waren die strengen Regeln die den gesamten Tagesablauf und auch Kleidung sowie Besitz regelten. Strikter Gehorsam und Askese bildeten den Kern dieser Regeln. Verstöße wurden mit schweren Disziplinarstrafen geahndet.
Durch seine Rolle im Baltikum wurde und wird der Orden leider oft von Rechtsextremen zur Traditionsbildung herangezogen. Der heute immernoch existierende Deutsche Orden (seit 1918 eine rein geistliche Gemeinschaft) distanziert sich jedoch von derartigen Verbindungen.
Für weitere Recherche:
Deutscher Orden in Franken. Hg.: Boehm, Hans G. Bamberg. 1988
Deutscher Orden 1190 – 2000. Ein Führer durch das Deutschordensmuseum in Bad Mergentheim. Hg.: Trentin-Meyer, Maike. Baunach. 2004
Rolf Fuhrmann: Der Deutschorden. Von Akkon Bis zum Baltikum. Die Armee 1198-1420. Berlin.2008